Einen Menschen wie mich

Das Manuskript für mein Buch ist fertig! Doch beinahe wäre das Projekt an meinen Selbstzweifeln gescheitert.

Es gibt diesen einen Fehler, der mir immer wieder unterläuft. Er treibt mich in den Wahnsinn. Immer, wenn ich das Gefühl habe, es läuft gerade gut, dann, wenn ich die meisten Fortschritte gemacht habe, passiert es wieder.

Ich werde wütend, ungehalten in unangemessenen Situationen. Ich mag das nicht an mir. Wenn mir das passiert ist, neige ich dazu, innerlich in ein dunkles Loch zu fallen.
Ich schäme mich, Selbstvorwürfe kleben an mir wie das Netz einer heimtückischen Spinne: „Was kann ein Mensch wie ich schon Gutes bewirken?“  „Ich kann mich noch so sehr anstrengen, ich werde es niemals schaffen, mich zu bessern.“ Und: „Das Gute, das ich tue, ist vergebens, wenn ich das nicht in den Griff bekomme. Wer soll mir glauben, wenn ich von Mut machenden Gedanken schreibe, wenn ich solch ein aufbrausender Mensch sein kann?“ Mit diesen Gedanken im Kopf war ich froh, einen Verlagsvertrag unterschrieben zu haben. Am liebsten hätte ich mein Manuskript mit dem kümmerlichen Rest meines Selbstwerts in der Tonne versenkt.

Wenn mein Temperament wieder mit mir durchgegangen ist, fühle ich mich minderwertig und suche nach Halt.


Wenn mein Temperament wieder mit mir durchgegangen ist, fühle ich mich minderwertig und suche nach Halt. So gerne wäre ich anders. Jeder negative Satz schiebt das Gedankenkarussell in meinem Kopf noch mehr an.
Mir wird schwindlig. Ich frage mich, wie ich die Negativspirale aufhalten kann, ohne dass sie zu einem Tornado anwächst. Was ich jetzt bräuchte, ist Gespräch. Aber wer will so einen deprimierenden Mist hören? Dazu kommt die Angst vor Verurteilung. Wenn das jemand erfährt, wird er mich vermutlich nicht mehr ernst nehmen in meinem Anliegen, Hoffnung zu vermitteln und umzudenken.

Aus dem Negativkreislauf ausbrechen

Eine Frage wächst in meinem Kopf: Was würde ich jetzt brauchen, um aus dem Negativkreislauf auszubrechen? Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass die Antwort wie automatisch folgt. „Du brauchst einen Menschen, der ähnliches erlebt hat. Der weiß, wie es sich anfühlt, Unrecht getan zu haben und darunter leidet.“ 
Plötzlich kann ich im Dunkeln wieder Konturen entdecken. Mit wird klar: Jemand, dem es so geht wie mir, der sehnt sich nicht nach „fehlerlosen“ Menschen. Er braucht jemanden, der ihn versteht. Mit Ecken und Kanten…

Einen Menschen wie… mich!

Ich merke, wie sich mein Innerstes aufrichtet. Wo kam der Gedanke so plötzlich her? 
Ich glaube, dahinter steckt ein Gott, dem es nicht egal ist, wie es mir geht. Er hilft mir, meine Sorgen in einem anderen Licht zu betrachten. Er sagt: „Ich brauche dich, egal was du von dir hältst. Mit deinen Fehlern. Sie gehören zu dir.“

Da wusste ich, dass ich das Buchprojekt zu Ende bringen muss.

(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de

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