Notknopf des Alltags

Die Person, die mir gegenüber sitzt, fragt, was ich befürchte. Ich höre mich sagen: “Dass es wieder von vorne losgeht.” Sie lächelt: “Das kann nicht sein. Es kann gar nicht wieder von vorne losgehen!”

Monatelang hetzte die Hoffnungslosigkeit mir hinterher wie ein bissiger Hund. Ich habe versucht, wegzulaufen – zwecklos. Ich wurde immer wieder eingeholt. Mein Gegenüber hat Recht. In mir drin spielen sich Szenen und Bilder ab. Ich habe einen alten Fehler wiederholt und ich bin in dieselbe Falle getreten wie schon tausendmal zuvor. Aber ich habe in der Zwischenzeit hart gearbeitet, Kompetenzen erworben, Menschen kennen gelernt, Pläne geschmiedet, Ressourcen ausgebildet und viel erreicht. Statt das zu sehen, habe ich mich mental in die Vergangenheit zurückbeamen lassen. Plötzlich war alles wieder vor mir: Meine Hilflosigkeit, die Überforderung, das alte Schema. 

Ich habe mich verhalten, wie damals, als ich es nicht nicht besser konnte.  Aber ich bin heute hier. Millionen Schritte weiter. 

Es kann nicht wieder von vorne losgehen

Bis mancher Notknopf sich etabliert hat, kann es dauern…

Es kann gar nicht wieder von vorne losgehen.

Dazu müsste ich mein komplettes Wissen und die Erfahrung der vergangenen Jahre abgeben. 

Mein Arbeitgeber würde sich wundern, denn wenn mir das gelänge, wären alle Fortbildungen zwecklos gewesen. Im Job würde ich solch einen Gedanken nie denken. Wieso also im Privatleben?
Weil mir die Hoffnungslosigkeit genau das einreden möchte. Sie ist laut, schreit mich an, bedroht meine Sinne mit ihrem Feuer.

Manchmal sind positive Gedanken der Notknopf des Alltags. An diesem Tag wurde mir einer gezeigt. Es kann nicht wieder von vorne losgehen. Es fühlt sich an wie damals, als ich noch krampfhaft kämpfte, um meinem Fehler zu entrinnen. Das muss es aber nicht, denn ich habe längst gelernt, damit umzugehen. Ich muss nicht mehr warten, bis es brennt, ich kenne jetzt die Warnzeichen. Es kann nicht wieder von vorne losgehen. Ich habe dazu gelernt. 

Es gibt immer wieder Bereiche, in denen ich das Gefühl habe, dass “es” (was auch immer) “wieder losgeht”. Das kann nicht passieren, wenn ich verstehe, dass ich gewachsen bin. Wenn Hoffnungslosigkeit ihr Gift in meine Gedanken spritzen will, darf ich dankend ablehnen. 

(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de

Eine Antwort auf „Notknopf des Alltags“

  1. Fallen, aufstehen Krone 👑 richten.
    Oder anders, you raise me up.
    Es gibt einen der dich auf seine Schulter nimmt, wenn du es brauchst. Und mich…
    LG Mama

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