Party einer Mutter

Oh ja, ich habe es maßlos übertrieben. Aber ich bereue nichts! Die Idee zu diesem Gedicht ist entstanden, als ich zum ersten Mal nach zwei Wochen Quarantäne-Gedöns mit drei Kindern zu Hause wieder ins Büro durfte. Ich fühlte mich wie von der Kette gelassen. Dementsprechend ist das Gedicht geworden. Es ist auch ein Teil meiner Antwort auf die Frage: „Warum gehst du eigentlich arbeiten? Dein Mann verdient doch genug!“ Nicht alles hier ist ernst gemeint, aber es ist doch viel Wahres dran. Ich habe definitiv einen tollen Job und großartige Kollegen. Der Rest ist Satire. Oder Wunschdenken. Ich bin noch nicht sicher.

Party einer Mutter

Der Wecker schrillt
Meine Ohren auch
Das große Kind brüllt:
„Mama mein Bauch!“
„Wo sind meine Socken?
Warum hast du die weg getan?“
Hör ich den Mittleren bocken
Doch es macht mich nicht an.
Mich macht heut eine simple Sache froh:
Ne Tasse Kaffee und n Vormittag im Büro


„Lass mich, ich mach das selbst!“
Der Kleine bringt sich beim Essen fast um
„Du bist gemein, weil du mir nicht hilfst!
Mama, du bist so dumm!“
„Ich habe gar nicht die Windel voll!
Ich kann schon aufs Klo.“
Ich muss sagen, hier riecht es doll
Unter Protest reinige ich den Kinderpo
Freu mich auf Kaffee und nen Vormittag im Büro

„Mama, ich helfe aber nicht!“
Frühstück wird Sieg wenn ich abräume
Ich trage ein Lächeln Gesicht
Ich putz drei Kindern die Zähne und träume
„Ich will nicht zum Kindergarten!
Ich will es doch!“
„Du sollst auf mich warten!“
„Meine Hose hat ein Loch!“
Ohren auf Durchzug, ich freu mich so!
Auf meinen Kaffee und nen Vormittag im Büro

Ich breche auf in die Schlacht
Ich hab schon einige Kämpfe gewonnen
Den Haushalt startklar gemacht
Wenn die andern dem Bett entkommen
Drei Kinder und Taschen geliefert
Der Ärger über den Wahnsinn verraucht
Als mein Wagen endlich ins Ziel fährt
In Vorfreude gluckert mein Bauch
Ich drücke die Taste und sag mir Let’s go
Es läuft der Kaffee und ich mit ihm ins Büro

Es läuft der Kaffee und ich mit ihm ins Büro


Mit meiner Tasse bin ich am Start
Ich check die Mails im Posteingang
Der Tag bis hierher war ziemlich hart
Top motiviert tipp ich den Anfang
Juhu ich darf schreiben
Bis ein Meeting das toppt
Gemeinsam Ideen vorantreiben
Von netten Kollegen werde gerne gestoppt
Ich mag meinen Job und ich weiß wieso
Es gibt Kaffee und Gesellschaft im Büro

Beim Einkaufen heute von andern gehört
„So ein Stress, Ich muss früh raus“
Was Leute an ihrer Arbeit so stört
„Ständig Meetings, der Chef ist ein Graus“
„Der Kaffee ist eklig! Zu kurz ist die Pause“
„Mann war das wieder sinnlos gestern“
Die klingen wie meine Kinder zu Hause
Wenn sie über ihre Arbeit lästern
Denk ich im Stillen was wär ich jetzt froh
Übern Kaffee und nen Vormittag im Büro

Manche Leute kapieren es nicht
Sie sagen, ich schaffe nur für den Staat
Lohnsteuerklasse 5 und Mutterpflicht
Du hättest dir besser den Stress gespart
Doch Stress ohne Kinder ist auch schön
Ich hab ne Arbeit, die mir gefällt
Ich kann Erfolgserlebnisse sehn
Und treffe die besten Kollegen der Welt
Bin ich im Büro ist alles in Butter
Das ist die Party einer Mutter

(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de

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