Sie hat ihn zuerst gesehen. „Guck mal! Ist das ein Feuersalamander?“ Tatsächlich! Mitten auf der Straße. Das Handy in der Hand pirsche ich mich ran. Er bewegt sich nicht. Es geht nicht.
Feuersalamander sind wechselwarm. Sie nehmen die Temperatur ihrer Umgebung an. Der arme Kerl ist also vermutlich beim Überqueren der Straße von einer kalten Laune des Aprils überrascht worden und erstarrt. Damit er nicht den Autoreifen zum Opfer fällt, unterbrechen wir unseren Spaziergang. Meine Freundin setzt ihn behutsam unter einen Stamm in die Wiese. Ich fühle mich seltsam verbunden mit diesem Tier. In einem Gedicht halte ich meine Gedanken fest.
Salamanderfeuer
Ich bleibe bei dir stehn
Auf der Straße im Abendlicht
Du bist wunderschön
Doch du rührst dich nicht
Komm ich dir zu nah?
Kannst du Berührung erlauben?
Du bleibst einfach da
Schaust mir starr in die Augen
Sag mal, geht’s dir gut?
Deine Beine starr, die Augen groß
Ich spüre: Dir fehlt Mut
Ich tipp dich an, du bleibst regungslos
Schutzlos auf dem Asphalt
Schwarz und gelb dein Kleid
Ich sehe, dir ist kalt
Kein Schutz weit und breit
Du gehörst nicht hierher
Hier ist nicht das Ende
Es gibt noch vielmehr
Auch schöne Momente
Ich hole dich aus der schutzlosen Weite
Trage dich auf meiner Hand
So wirst du nicht zur Beute
Findest sicheren Stand
Wenn die Räder des Lebens
Drohn dich zu überfahrn
War nichts vergebens
Ich werd dich bewahrn
Eines Tages wird die Kälte gehen
Die jetzt lähmt dein Genick
Du wirst die Sonne sehn
Das Leben kehrt zurück
Leider kann ich dir nicht ersparen
Dass überfriert dein Lebensfluss
Doch du hast Feuer im Namen
Das seinen Weg nur finden muss
(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de