Sich zeigen 

Ein Jahr lang habe ich auf dieses Ereignis hingearbeitet. Jetzt bin ich plötzlich der Ansicht, meine Bilder sollen geschützt in meinen vier Wänden hängen bleiben. Ich gebe zu, ich habe Angst, gesehen zu werden. 

Was, wenn….? Ja, WAS eigentlich? Was kann passieren?
Die meisten meiner Bilder sind stark biographisch. Was ist, wenn jemand etwas über mich erkennt, das er/sie nicht wissen soll?

Was, wenn sich jemand lustig macht?
Ja, WAS eigentlich?

Verschiedene Reaktionen auf Kunst

Ein solches Foto im Berufsverkehr an der Hauptstraße zu machen, ist eine super Übung im „Sich-zeigen“.

Mit jedem Text, den ich veröffentliche, mit jedem Satz, den ich sage, und auch mit jedem Bild, das ich male, zeige ich ein Stück von mir. Dieses Stück kann etwas auslösen. Es lässt Rückschlüsse über mich zu.

Da ich das Privileg hatte, zeitweise selbst meine Ausstellung zu beaufsichtigen, habe ich beobachten können, wie Menschen auf Kunst reagieren. Hier ein kleiner Überblick:

Ich habe gespürt, dass manche Menschen Dinge durch meine Kunst spüren, die ich nicht beabsichtigt habe und melden das zurück. Es ist spannend, zu erkennen, was sie in meinen Bildern sehen. Es zeigt etwas über sie und ihre Persönlichkeit.

Andere sehen einfach das Bild,  im Sinne von: “Das gefällt mir aber gut!” Oder – oft bei Kohlezeichnung passiert – “Das ist aber düster!”

Am meisten habe ich mich über den Kommentar einer älteren Dame gefreut. Sie begann, meine Texte zu lesen und kommentierte: “Oh, das geht aber tief! Wissen Sie, ich denke nicht mehr so viel nach. Da müsste ich meditieren.” Meine Kunst soll zum Denken einladen. Deshalb war das mein größtes Kompliment. Das zweitgrößte war das, was mir am meisten zurückgemeldet worden ist: Sie können Emotionen in meinen Bildern und Texten spüren. Sie sind emotional berührt. 

Ein junger Mann war künstlerisch inspiriert. Er spielte mir auf dem Handy ein Instrumental vor, das er komponiert hatte. Eins meiner Bilder hatte ihn daran erinnert. 
Eine Freundin erzählte mir, meine Bilder hätten sie inspiriert, nochmal selbst zu malen. Ich fühle mich so beschenkt dadurch!

All das sind die Antworten auf meine Frage. Was passiert, wenn….? Es kann vieles passieren. Ja, auch was ich befürchtet habe, ist passiert. Es gab Kritik. Aber sie war nur von einer Person. 

Was kann mir passieren, wenn ich meine Kunst zeige?

Kleiner Einblick in meine erste Ausstellung in der Römergalerie in Burbach 2024

Ich als Chaotin, die nicht mal ein Konzept hat, kann ich mich als Künstlerin zeigen? Immer wieder hatte mich der Gedanke beschäftigt. Ich hatte Angst, man könnte mich als geltungsbedürftig oder selbstverliebt wahrnehmen. Im vergangenen Jahr ein Buch, jetzt auch noch eine Kunstausstellung? Geht das? Kann ich das machen?
Als ich begriff, dass es hier gar nicht um mich geht, sind meine Zweifel erloschen. Ich zeige nicht mich, ich zeige Kunst. Kunst ist dazu da, gesehen zu werden. Sonst ist sie sinnlos. 

Kunst ist nicht nur für den Künstler da, sondern auch für den Betrachter. Was ich in Farbe und Text durchlebt habe, kann etwas auslösen. Es kann aufwühlen, verärgern, aber auch trösten. Ein Kunstwerk kann zum Denken anregen und auch einfach nur schön sein. Die meisten Menschen sind stehen geblieben. Sie haben sich Zeit genommen, die Texte zu lesen.  Viele haben Gespräche gesucht, andere wollten in Ruhe schauen. 

Was kann passieren? Im Zweifelsfall alles. Ich habe viele Kämpfe durchgestanden, um die Kunst zu zeigen. Die meiste Zeit meines Lebens hielt ich auch meine Texte nicht für lesenswert. Für mich hat sich schon der Entstehungsprozess gelohnt. Aber wenn ich meine Werke zeige, können sie auch bei anderen etwas bewirken. Einige gibt es in meiner Funkelflocke Galerie zu sehen.
Ich denke, es gibt viele solche Menschen wie mich. Solche, die Texte auf ihrem Rechner verschimmeln lassen, im Keller oder auf dem Dachboden ihre Kunstwerke einschließen oder Musik nur bei verschlossener Tür machen. Vielleicht gehörst du dazu.
Ich würde mich freuen, von dir zu hören oder zu lesen. Ganz bestimmt kannst du jemanden berühren.

(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de

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