42 Jahre lang habe ich jemanden mehrmals täglich angestarrt.
Jetzt habe ich mich endlich getraut, mit ihm zu sprechen. Ich glaube, mein Spiegelbild hat sich gefreut.
Spiegelbild
Mit dir beginne ich den Tag
Mit dir beende ich ihn
Du weißt wo ich die Macken hab
Sogar nackt darfst du mich sehn
Außen zahm und innen wild
Kennst du mich, mein Spiegelbild?
Ich denk‘, ich lösch lieber das Licht
Denn ich ertrag die Wahrheit nicht
Bitte zeig mir, wer ich bin
Um mich zu sehen brauch ich dich
Trau ich mich, dann schau ich hin
Offene Augen finden Sinn
Real seitenverkehrt
Schonungslose Realität
Ohne mich gäb’s dich nicht
Schließ ich die Augen bist du weg
Hallo mein Spiegelbild
Soll ich dich so lassen oder zähmen?
Deine Haare sind heut wild
Muss ich mich der Wildheit schämen?

Bitte zeig mir wer ich bin
Ist da auch was Gutes drin?
Aus diesen Augen sprechen Sorgen
In Falten liegt die Angst vor morgen
An schlechten Tagen
Seh ich dich lieber nicht
Will ich dir an den Kragen
Kann’s sein, dass Glas zerbricht
Lässt du kein gutes Haar an mir
Mach ich dich so wie ich dich brauch
Die Zeit dafür die nehm ich mir
Denn bist du schön bin ich es auch
Und wenn ich sehe, wer ich bin?
Soll ich mit Makeup drüber gehn?
Wie kann ich Schönheit in mir sehn?
Irgendwann werd ich’s verstehn
Was ich seh, verändert mich
Schau ich einmal ehrlich hin
Bricht im Spiegel mehr als Licht
Sogar das Selbstbild kann sich drehn
Diese Augen haben viel gesehn
Falten von Sorgen und Lachen
Silber wächst aus meiner Stirn
Da werd ich gar nichts gegen machen
Ich entdeck jetzt wer ich bin
Zu lang hab ich mich eingeigelt
Ich nehm mein Spiegelbild heut hin
Auch wenn es nicht nur Schönes spiegelt
Auf der Suche nach dem Sinn
Lern ich mein Spiegelbild verstehn
Es sagt: „Da ist viel Gutes drin.“
Ich bin gedacht so wie ich bin
(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de