Verordnetes Leben

Am liebsten möchte ich mich einigeln. Keine Nachrichten mehr hören,
mich vor Hiobsbotschaften schützen. Probleme, Herausforderungen und Aufgaben muss es geben, damit ich nach Lösungen suchen kann. Aber jetzt und hier sind Lösungen nicht gefragt, zumindest nicht meine. Ich sehe ein, dass wir alle mithelfen müssen, damit unser Gesundheitssystem nicht den Geist aufgibt. Dazu muss es aber auch eine gewisse Freiheit geben.

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Ausgangssperre

Gestern
Nach langem Herum-Geeier schleppe ich mich in die Werkstatt und lege Hammer und Bohrmaschine bereit. Als könnte ich damit die Gedanken aus meinem betonschweren Kopf lösen.
Heute werde ich anfangen, eine alte Holzkiste zu einem Schlüsselbrett umzubauen. Seit Wochen habe ich mich darauf gefreut. Es ist gewissermaßen die Kür der Wohnzimmer-Renovierung. Warum muss ich mich jetzt dazu überwinden?

Seit 2 Tagen bin ich bedrückt. Mein Hirn ist zäh wie Kaugummi und die Kreativität klebt wie vertrockneter Brei in meinem Kopf. Was ist bloß los mit mir?

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Käfer im System

In der vergangenen Woche war ich wieder mal sehr verunsichert. Oft habe ich das Wort „System“ gehört. Das „System“, in dem wir leben oder auch nicht. Was ist das? Wenn ich ausbrechen wollte, könnte ich? Aber warum sollte ich das wollen? Ich musste mich neu positionieren. Dabei kam mir die Geschichte vom Käfer in den Sinn. Ein Stilmix aus Wilhelm Busch und Ramonas Ideen und Reimen. Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen und Phänomenen sind – selbstverständlich – rein zufällig…

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Systemrelevant

„So ein bisschen Quarantäne ist nicht die schlimmste Sache der Welt“, habe ich noch im April 2020 voller Begeisterung mit der Band „Die Ärzte“ gesungen.
Da wusste ich noch nicht, was mir blüht. Jetzt haben wir die Light-Variante der „Absonderung“ am eigenen Leib erfahren. Light deshalb, weil die „Verdächtigen“ negativ getestet worden sind. So konnten einzelne Familienmitglieder noch das Haus verlassen. Umso härter hat mich der Bescheid des Ordnungsamtes getroffen. Bisher war ich entschlossen, die Maßnahmen der „Coronaschutzverordnung“ zu akzeptieren. Aber jetzt bringen sie mich plötzlich in Gewissensprobleme. Sie verstoßen gegen meine Überzeugungen als Mutter von drei Kindern. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Demos sind nicht mein Ding. Aber ich muss mir den Unmut von der Seele schreiben, unbequeme Fragen stellen und dichten. Die Fotos zeigen Auszüge aus dem Original-Bescheid vom 11.11.2020.

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Wegmarken

Eine Woche in Quarantäne kann die Seele ganz schön beschweren. Die erste Testrunde hat die ganze Familie in Atem gehalten. Es bleiben negative Ergebnisse und negative Gefühle.
Auf meiner Flucht in die Natur habe ich stark empfunden, was ich schon im Gedicht „Maskenball“ beschrieben habe: Nicht nur die Menschen sind krank, die ganze Welt ist es. So kommt ein melancholisches, aber nicht hoffnungsloses Gedicht zustande.

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