Am liebsten möchte ich mich einigeln. Keine Nachrichten mehr hören,
mich vor Hiobsbotschaften schützen. Probleme, Herausforderungen und Aufgaben muss es geben, damit ich nach Lösungen suchen kann. Aber jetzt und hier sind Lösungen nicht gefragt, zumindest nicht meine. Ich sehe ein, dass wir alle mithelfen müssen, damit unser Gesundheitssystem nicht den Geist aufgibt. Dazu muss es aber auch eine gewisse Freiheit geben.
Ich sehe auch meine Kinder. Sie haben genauso eine Zukunft verdient, wie Alte und chronisch Kranke. Ich finde, sie schlagen sich echt tapfer.
Ich sehe überlastete Eltern. Dazu gehöre ich auch. Sie reißen sich zum Teil viel mehr als ich ein Bein aus, um allen Coronaschutzmaßnahmen gerecht zu werden.
Ich sehe Lehrer, die an Wochenenden Mails schicken, Arbeitspläne entwickeln, Notbetreuung organisieren, weil Maßnahmen für die kommende Woche grundsätzlich Freitagnachmittags beschlossen werden. Und Erzieherinnen, die Eltern anrufen, um zu hören, wie ihr Betreuungsbedarf ist. Denen das Herz blutet, weil sie den Kindern so vieles nicht mehr ermöglichen können.
Bitte bitte, verleiht ihnen allen das Bundesverdienstkreuz!
Ich bewundere sie. Ich spüre nämlich, dass ich unter all den Beschränkungen inzwischen auch im Hirn beschränkt werde. Ich brauche Freiheit, um kreativ denken zu können. Dieses Bedürfnis habe ich in ein Gedicht verpackt.
Verordnetes Leben
Leere Hände halten Abstand
Masken filtern Lebensgeruch
Hygienisch krank ist dieses Land
Kindheit gibt’s nur noch im Bilderbuch
Wir meiden Menschen und bleiben drinnen
Reduziert aufs Überleben
Wie soll das uns weiterbringen?
Wann wird’s wieder Freiheit geben?
Nimm mir die Maske ab
Mal mir ein Bild von Freiheit
Nimm mir die Sorgen ab
Zeig mir Wege zu neuer Zeit
Ich will vom Schütteln verschmierte Hände
Ohne Zwang zur Desinfektion
Das Warten auf das gute Ende
Dauert viel zu lange schon
Halt bedeutet nur noch anhalten
Demokratie ohne Grundgesetz
Pädagogik bedeutet verwalten
Entscheidung trifft der Angstreflex
Ich brauche Halt, der mich hält
Ein Gesetz, das Freiheit bringt
Pädagogik, in der das Kind noch zählt
Alltag, in dem man wieder singt
Nimm mir die Maske ab
Zeig mir ein Bild von Freiheit
Nimm mir die Sorgen ab
Schenk mir neue Gemeinsamkeit
Leere Hände halten Regeln
Gefühlsbedeckung im Gesicht
Ich soll mich vor Berührung ekeln
Gesicht zeigen darf ich nicht
Zahlen sind zum Diktator geworden
Krankheit regiert das Land
Intensivstation bestimmt ob morgen
mein Kind in die Schule gehen kann
Brauche Zahlen auf die ich zählen kann
Menschen, die mit Herz regieren
Eltern und Lehrer die mit Herz und Hand
Entscheiden dürfen trotz Viren
Nimm mir die Maske ab
Schreib mir nen Text von Freiheit
Nimm mir Ängste ab
Schenk mir Mut zu Krankheit
Sicherheit legt nicht in Ketten
Sicherung kann ich mir schenken
Du kannst mich nicht durch Zwänge retten
Für Freiheit muss ich selber denken
Gesichert im Hochspannungsnetz
Explodiert wer es berührt
Wo keiner die Regeln verletzt
Ist keiner, der aus Krisen führt
Wir sind das Volk der Dichter und Denker
Wir sind ganz dicht und können denken
Ihr steuert uns fern, macht uns ungelenker
Doch wir könnten auch gemeinsam lenken
Wellen überlebt wer schwimmen kann
Wir können nicht ewig auf dem Trockenen stehn
Wir brauchen Training in diesem Land
Damit Kinder morgen nicht untergehn
In Demokratie ist ein Volk berufen
Es kann jeder einen Teil der Lösung finden
Lasst uns die Freiheit, sie zu suchen
Statt Verordnungen zu verkünden
Nimm die Maske ab
Beschließe Gesetze zur Freiheit
Brich Beschränkungsmauern ab
die neue Zeit braucht Möglichkeit
(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de