Von gekrümelter Kekskacke zum Cookie-Crumble

Im Alltagschaos was gebacken zu kriegen, fällt mir manchmal nicht leicht. Aber wenn es gelingt, möchte ich das Ergebnis auch genießen können. Toll, was ich alles beim Backen durch die Krümel lernen kann!

Anfang der Woche haben wir unter anderem einen neuen Herd bekommen. Der muss selbstverständlich eingeweiht werden. Nach einer Folge Sesamstraße steht fest: Kekse müssen es sein. Jetzt sofort. Also krempele ich spontan die Tiefen des Vorratsregals nach außen. Dort finde ich Erdnussbutter, gesalzene Erdnusskerne, Cashewnüsse, Rosinen. Perfekt!
Es gibt also Fett mit Zucker, Eiern, Mehl und Backpulver. Kann Spuren von Kernen enthalten. Während ich irgendwie Versuche, den Überblick zu behalten und gleichzeitig einen Teig anzurühren, stehen drei ungeduldige Kinder auf Hockern verschiedener Höhen und streiten. Wer darf was in den Teig kippen? Wer darf auf den höchsten Hocker? Es wird geweint und gemeckert. So mische ich brav unter ohrenbetäubendem Lärm die Matsche zusammen, die der Keksteig (laut Rezept) sein soll. Zeitweise arbeite ich blind, weil immer mindestens ein Kinderkopf über der Rührschüssel hängt. Der Jüngste will schon die Rührstäbe ablecken, als ich noch nicht mal das Rührgerät an die Steckdose angeschlossen habe.
Zum guten Schluss verteile ich die zähe Pampe nach Anleitung esslöffelweise auf dem Backblech. Perfekter Klebstoff, wie sich herausstellt. Das Backpapier ist (fast) untrennbar mit dem Löffel verpampt.

Einmal zum Leben erwacht, bewegt sich der Teig unkontrollierbar

I have created a Monster!

Nach dieser zückersüßen Matscherei schiebe ich glücklich die Teighaufen in den vorgeheizten Backofen. Doch schon nach wenigen Minuten entpuppt sich mein Werk als Frankensteins Teigmonster. Einmal zum Leben erwacht, bewegt es sich unkontrollierbar bis das gesamte Blech mit einem einzigen Keks ausgefüllt ist. Die Kinder sind entzückt. Der größte Cookie der Welt in unserer Küche! Zwei blechgroße Cookies, um genau zu sein. Wir überlegen, wer das alles essen soll und ob wir vielleicht das Krümelmonster aus der Sesamstraße einladen sollten.

Der größte Cookie der Welt in unserer Küche!

Hilfe vom „Krümelmonster“

In diesem Moment klingelt es an der Haustüre. Die älteren Kinder rennen unter lautem Gekreische los um zu öffnen. Der Jüngste ruft entzückt: „Jaaaa! Das Krümelmonster kommt!“ Ich sterbe fast vor Lachen. Ich stelle fest, wie viel im Leben vom richtigen Timing abhängt. Das vermeintliche Krümelmonster ist eine Freundin meiner Tochter. Wir laden sie kurzerhand zum Keksessen ein. Ich versuche, die betörend duftenden Riesenplätzchen (oder soll ich sie lieber schon „Platz“ nennen?!) in essbare Portionen zu unterteilen. Leider etwas zu früh. Denn übrig bleiben nur Häufchen aus Krümeln, Nüssen und Rosinen.

Häufchen aus Krümeln, Nüssen und Rosinen

Ich gebe jedem Kind einen Löffel und ein Schüsselchen. Ich beschließe, Frankensteins zerkrümeltem Keksmonster einen wohlklingenden Namen zu verpassen: Cookie Crumble. Das klingt wenigstens so lecker, wie es ist. Die Kinder erfinden Worte wie „zerbröselte Kekskacke“ oder „Erdnusspups“ und lachen sich kaputt. Ich bin derweil ins Nachdenken gekommen.

Die Krümel zum Erfolg

Es ist so viel schief gelaufen bei dieser Backofen-Einweihung. Beinahe hätte ich die ganze Sache sogar anbrennen lassen. Das neue Gerät heizt so viel schneller als das Alte! Der Teig war zäh wie Vliestapeten Kleister, mit zu wenig Wasser angerührt. Dann ist er so schnell aufgegangen, dass ich total überfordert war. Am Ende habe ich ihn dann zerlegt, weil ich nicht lang genug gewartet habe. Totales Kinderchaos mit Streit und allem. Blindes Gewurschtel um Kinderkörper herum.

Erfolg bedeutet normalerweise für mich, mein gestecktes Ziel zu erreichen. Es gab aber keine Fotomodell-Cookies. Es gab zerkrümelte Keksmonster, oder „Kekskacke“, wenn es nach den Kindern geht. Trotzdem stufe ich diesen Nachmittag mit gutem Gewissen als Erfolg ein.
Vergnügte Kinder und der Duft von Erdnussbutter. Leckeres Essen, ein eingeweihter Backofen. Die Fähigkeit, dem was ich nicht gebacken kriege, einen neuen Namen zu geben. Situationskomik passieren lassen. Und mir anschließend das Erzeugnis auf der Zunge zergehen lassen. Das halte ich fest. Wenn mir in Zukunft etwas zerbricht, möchte ich gerne die Krümel genießen können. So wird zerbröselte Kekskacke zum Cookie Crumble.

(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de

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