Der Montagmorgen fühlte sich an, als sei mein Herz unter eine Steinlawine geraten.
In der letzten Oktoberwoche war die Belastung jeden Tag heftiger geworden. Dann brach es über mich herein. Auf emotionale Erschöpfung folgte die körperliche. Sonntag schlief ich den halben Tag. Abends schrieb ich die erste Strophe eines Gedichts über Zweifel. Schlaflos kämpfte ich drei Viertel der Nacht gegen aufsteigende Panik.
Angst lähmte mich, als ich am Montag den Fuß in die Tür der Europäischen Akademie der bildenden Künste setzte. War es richtig, herzukommen? Würde ich die Kraft aufbringen, vier Tage lang zu malen?
Gehörte ich überhaupt hierhin? War ich genug Künstlerin mit Leib und Seele? Gehörte ich nicht eher zu meinen Kindern in den Haushalt, der in den letzten Wochen schon gelitten hatte?
Was in der Woche innerlich mit mir passiert ist, zeigt sich in der Fortsetzung des Gedichts. Einzelne Zeilen flatterten nach und nach in mein Hirn. Heute habe ich sie sortiert und zusammengefügt.

Zweifel und Licht
Ständig nagt er an mir
Hungrig frisst er
Hoffnung
Motivation
Glaube
Unersättlich durchdringt er
Gedanken
Gefühle
Meine Welt
Im Herzen angekommen
Lässt er es kalt werden
Er löscht das Licht
Zu Stein gefroren
Fange ich
Den Lichtstrahl
Stelle ihm Fragen:
„Woher kommst du?“
„Ich komme aus dir.
In deinem Herzen sitzt ein Samenkorn.
Aus ihm wächst Licht.
Ich habe es gepflanzt
Als du um Hilfe gerufen hast.“
„Wer bist du?“
„Ausgebreitete Arme in der Dunkelheit
Auch wenn du nichts siehst stehe ich bereit
Dich in die Arme zu schließen
Den Lichtstrahl in die Nacht zu gießen“
Stein wird weich
Eis taut
Zweifel bröckelt
Unter heilenden Händen
Im Herzen angekommen
Breitet sich Wärme aus
Es wird hell
Ich atme
Licht weckt
Hoffnung
Motivation
Glaube
Kraftvoll durchdringt es
Gedanken
Gefühle
Meine Welt
(c) Ramona Eibach, www.funkelflocke.de